Adipositas ist auch für andere Krankheiten verantwortlich

Erhöhtes Demenzrisiko bei Übergewicht

Starkes Übergewicht in den „besten Jahren“ geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für ein späteres Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit einher. Das berichtet eine schwedisch-finnische Arbeitsgruppe im Fachblatt „Archives of Neurology“. Fettleibige erkranken demnach 2,4-mal häufiger an der Alzheimerschen Krankheit oder anderen Demenzen als Normalgewichtige. Die Gefahr von Übergewicht ist letztendlich nicht zu unterschätzen.

Bei Bluthochdruck oder hohem Cholesterinspiegel verdoppelt sich das Erkrankungsrisiko jeweils, schreibt die Gruppe um Miia Kivipelto vom Stockholmer Karolinska-Institut und der Universität Kuopio. Die Effekte addierten sich, sodass das Risiko bei Zusammenkommen aller drei Faktoren auf das 6,2fache erhöht sei. Mögliche Ursache sei eine Beeinträchtigung der Blutgefäße und damit der Gehirndurchblutung.

Kivipelto und Kolleginnen analysierten Daten von 1.449 Personen, die an einer Studie zum Zusammenhang von Herz-Kreislauf-System, Alter und Demenz teilgenommen hatten. Bei allen waren über einen Zeitraum von durchschnittlich 21 Jahren Körpergröße und -masse sowie eine Reihe weiterer Risikofaktoren erfasst worden. Bei der letzten Untersuchung im Jahr 1998 waren sie zwischen 65 und 79 Jahre alt.

Lediglich ein Drittel der Teilnehmer war normalgewichtig: Der Body-Mass-Index – die Körpermasse geteilt durch das Quadrat der Körpergröße – lag bei ihnen unter 25 Kilogramm pro Quadratmeter. Die Hälfte der Teilnehmer wurde mit einem Wert zwischen 25 und 30 als übergewichtig eingestuft, ein Sechstel mit einem Wert über 30 als fettleibig. Bei letzteren waren nicht nur Demenzerkrankungen häufiger als bei den Normalgewichtigen, fanden die Medizinerinnen, sondern auch Herzinfarkte und Diabetes.

Übergewicht – Adipositas der „Risikofaktor Nr. 1“

Ein wichtiger Schwerpunkt der 21. Jahrestagung der Deutschen Adipositas Gesellschaft vom 6. bis 8. Oktober 2005 in Berlin ist die Bekämpfung des zunehmenden Übergewichtes in immer größer werdenden Teilen der Bevölkerung in Deutschland. Mittlerweile hat sich diese Krankheit zum „Risikofaktor Nr. 1“ entwickelt, aus dem zahlreiche weitere Erkrankungen resultieren können. I

nsbesondere in Deutschland ist eine überproportionale Gewichtszunahme zu verzeichnen. Extrem gefährdet sind Menschen mit geringer Schulbildung, einem niedrigen beruflichen Status und geringem Einkommen. In einer Studie wurde festgestellt, daß von 1985 bis 2002 die Quote einer moderaten Adipositas bei Männern von 16,2 auf 22,5 % und bei Frauen von 16,2 auf 23,5 % sowie die starke Adipositas bei Männern von 1,5 auf 5,2 % und bei Frauen von 4,5 auf 7,5 % in diesem Zeitraum anstieg. Diese alarmierenden Zahlen bestätigt auch der diesjährige Kongresspräsident Prof. Dr. med. Jürgen Scholze, Direktor der Medizinischen Poliklinik am Universitätsklinikum Charité und will den Kampf gegen diese mitterweile Volkskrankheit weiterführen, der sich besonders den Krankheitsfolgen und deren Behandlung widmet.

Als Zielsetzung will die Jahrestagung der Deutschen Adipositas Gesellschaft die Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Fachgesellschaften intensivieren. Der fachliche Austausch und die enge Kooperation zwischen den medizinischen Fachgesellschaften für Arterioskleroseforschung, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie, Kardiologie und Diabetologie sowie mit den Verbänden der Diätassistenten und Oecotrophologen soll das Übergewicht als Krankheitsbild diagnostizieren und besser therapieren helfen.

Hoffnung für dicke Kinder

Für eine Umstellung von Ernährung und Bewegung ist es nie zu spät.

Dicke Kinder können durch eine Umstellung auf gesunde Ernährung und mehr Bewegung ihr Risiko für gesundheitliche Spätschäden wie die Zuckerkrankheit vermindern. Das legt eine Studie britischer Wissenschaftler nahe, welche die Daten von 412 Männern und Frauen seit ihrer Geburt 1947 analysierten. Wie das Apothekenmagazin „Diabetiker Ratgeber“ berichtet, zeigte sich, dass das Geburtswicht und die Ernährung als Kind, anders als bisher vermutet, nur eine geringe Rolle spielt. Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung im Erwachsenenalter erhöhen aber deutlich das Risiko für die Zuckerkrankheit. Für eine Änderung des Lebensstils sei es nie zu spät, kommentierte Studienleiter Mark Pearce von der Universität Newcastle upon Tyne das Ergebnis.

 

Kinder werden vor dem Fernseher dick

Je mehr Stunden Kinder vor dem Fernseher verbringen, desto mehr Pfunde bringen sie auf die Waage. Das zeigt eine neue Studie zweier neuseeländischer Mediziner. Der Zusammenhang war sogar stärker ausgeprägt als jener zwischen Leibesfülle und Ernährung bzw. Bewegung.

Für ihre Studie verfolgten Robert Hancox und Richie Poulton von der University of Otago in Dunedin den Werdegang von über 1.000 Kindern. „Unsere Daten bekräftigen die Ansicht, dass eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Fernsehen und Übergewicht besteht“, schreiben die Forscher im „International Journal of Obesity“.

Zwischen dem 3. und 15. Lebensjahr wurden die teilnehmenden Kinder und ihre Eltern alle zwei Jahre zum täglichen Fernsehkonsum befragt, zudem wurden Körpergröße und -masse ermittelt. Selbst unter Berücksichtigung von Statur, Einkommen und Bildung der Eltern ergab sich ein klarer Zusammenhang: Mit jeder zusätzlichen Stunde vor dem Fernseher stieg der Body-Mass-Index der Kinder und Jugendlichen – die Körpermasse geteilt durch das Quadrat der Körpergröße – um bis zu 0,33 Kilogramm pro Quadratmeter.

Dieser Effekt erscheine relativ unbedeutend, schreiben Hancox und Poulton, er sei jedoch größer als der für Kalorienzufuhr und körperliche Betätigung ermittelte Einfluss. Zudem seien die betrachteten Kinder Anfang der 70er-Jahre geboren worden und daher zu einer Zeit aufgewachsen, als es in Neuseeland nur zwei Fernsehprogramme mit eingeschränkten Sendezeiten gegeben habe. Übergewicht und Fettleibigkeit seien unter heutigen Kindern um ein Vielfaches häufiger.