Frauen mit Brustkrebs haben auch nach der Operation ein hohes Rückfallrisiko

50.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich neu an Brustkrebs. 70% dieser Brustkrebspatientinnen haben einen Hormonabhängigen Tumor. Das heißt, der Tumor „ernährt“ sich von den weiblichen Sexualhormonen, vor allem von Östrogen. Wichtig ist es daher, den Tumor durch den Entzug seiner Nahrung „auszuhungern“.

In der Regel ist der erste Schritt der Brustkrebsbehandlung die Operation, häufig gefolgt von einer Chemotherapie. Im Anschluss daran war der bisherige Therapiestandard bei Patientinnen mit Hormonabhängigem Brusttumor nach den Wechseljahren die Therapie mit dem Antiöstrogen Tamoxifen über einen Zeitraum von fünf Jahren. Länger wird diese Behandlung nicht empfohlen.

Für viele Frauen bedeutet jedoch das Ende der Tamoxifen-Therapie ein Leben in Angst vor einer Neuerkrankung. Denn das Rückfallrisiko beträgt auch fünf Jahre nach der Operation noch 50%. Im Februar 2005 wurde nun ein Aromatasehemmer der Firma Novartis im Anschluss an die fünfjährige Tamoxifen-Therapie zugelassen. Der Aromatasehemmer unterdrückt bei Patientinnen nach der Menopause mit Hormon-abhängigem Brustkrebs im Gegensatz zu Tamoxifen bereits von vornherein die Bildung von Östrogen im Körper. So ist gesichert, dass der Tumor sich nicht mehr von Östrogen ernähren kann und „aushungert“. Der Aromatasehemmer ist die einzige zugelassene Therapie im Anschluss an die fünfjährige Tamoxifenbehandlung. Man spricht hier von der „erweiterten adjuvanten Therapie“.

In einer großen internationalen Studie wurde die Wirksamkeit des Aromatasehemmers untersucht, wenn er im Anschluss an die fünfjährige Tamoxifen-Therapie gegeben wird. Die Frauen der Studie erhielten entweder den Wirkstoff oder ein Scheinmedikament (Placebo) – die Daten wurden miteinander verglichen. Bereits erste Zwischenergebnisse der Studie im Herbst 2003 waren so überzeugend, dass die Studie vorzeitig entblindet wurde.

Der Placebo-Gruppe wurde daher ein Wechsel auf den Aromatasehemmer angeboten. Außerdem zeigte sich, dass das Rückfallrisiko der Patientinnen mit dem Aromatasehemmer im Vergleich zu Placebo um nahezu die Hälfte reduziert werden konnte. Das Auftreten von Fernmetastasen (Tochtergeschwüren) wurde um 39% vermindert. Bei Patientinnen, bei denen der Krebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits auf die Lymphknoten übergegriffen hatte, konnte darüber hinaus erstmalig bei einer Brustkrebstherapie ein signifikant längeres Überleben nachgewiesen werden: Die Sterberate der Patientinnen verringerte sich unter der Therapie mit dem Aromatasehemmer um 39%.

Neueste Ergebnisse der Studie zeigen jetzt, dass selbst bei Patientinnen, die nach einer Tamoxifen-Therapie über ein bis vier Jahre unbehandelt blieben, anschließend unter dem Aromatasehemmer das Sterberisiko um 47% reduziert werden konnte. Auch das Rückfallrisiko sowie das Risiko des Auftretens von Fernmetastasen waren um 69% bzw. 72% reduziert.

Die Initiative „überLEBEN mit Brustkrebs“ unter der Schirmherrin und ehemaligen TV-Moderatorin Victoria Voncampe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die betroffenen Brustkrebspatientinnen über solche neuen Ergebnisse, verschiedene Therapiemöglichkeiten und über den Umgang mit der Erkrankung zu informieren. Victoria Voncampe, selbst Brustkrebsbetroffene, weiß aus eigener Erfahrung um die Wichtigkeit der Hintergrundinformationen in der Brustkrebstherapie. Denn nur durch Wissen wird die Selbstsicherheit gestärkt und kann dabei helfen, gemeinsam mit dem behandelnden Arzt die beste Therapie für die Patientin zu wählen. Weitere Informationen erhalten Sie unter:

Brustkrebs ist gefährlichste Krebsart für Frauen

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, starben im Jahr 2004 17 590 Frauen an Brustkrebs. Dies entspricht 4% aller Todesfälle bei Frauen. Der Anteil von Brustkrebs an den durch Krebs verursachten Todesfällen bei Frauen lag 2004 bei 17%. Damit ist Brustkrebs bei Frauen die am häufigsten zum Tode führende Krebsart.

Seit 1985 ist die absolute Zahl der Todesfälle durch Brustkrebs von 16 300 Fällen um 8% gestiegen. Dieser Anstieg resultiert auch aus einem wachsenden Anteil der älteren weiblichen Bevölkerung. Rechnet man diesen Effekt heraus (Altersstandardisierung), zeigt sich, dass sich die Zahl der an Brustkrebs verstorbenen Frauen von 40 je 100 000 Frauen (1985) auf 37 je 100 000 Frauen im Jahr 2004 verringert hat.

Drastisch zugelegt haben jene bösartigen Neubildungen, die mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden können. Waren im Jahre 1985 noch 5 550 Todesfälle durch bösartige Neubildungen von Bronchien und Lunge verursacht, so starben im Jahr 2004 mit 11 010 bereits fast doppelt so viele Frauen daran.

Insgesamt starben im Jahr 2004 in Deutschland 818 270 Personen, davon 53% Frauen (434 880). Rund 60% der verstorbenen Frauen waren 80 Jahre und älter. Das durchschnittliche Sterbealter von Frauen lag bei 80,0 Jahren, das der Männer bei 71,5 Jahren.

Insgesamt sind mit 216 000 Gestorbenen die Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems die häufigste Todesursache bei Frauen; hieran starb rund die Hälfte aller Frauen. An nichtnatürlichen Todesursachen (Verletzungen und Vergiftungen) starben insgesamt 12 550 Frauen, davon beendeten 26% ihr Leben durch einen Suizid.

Der Anteil der Frauen an den tödlichen Unfällen lag in Deutschland im Jahre 2004 bei nahezu 44%, wobei sich die meisten Unfälle mit tödlichem Ausgang im Haushalt ereigneten. Betroffen waren hier insbesondere ältere Frauen über 75 Jahre; ihr Anteil an den im Haushalt tödlich verunglückten Frauen betrug 83%.

Sport schützt vor Brustkrebs

Frauen, die regelmäßig Sport treiben, weisen ein niedrigeres Brustkrebsrisiko auf. Das bestätigt eine neue Studie amerikanischer und norwegischer Medizinerinnen. Der Effekt ist offenbar unabhängig vom ethnischen Hintergrund und setzt schon bei einem mäßigen Trainingsaufwand ein, berichtet die Gruppe im „Journal of the National Cancer Institute„.

Leslie Bernstein von der University of Southern California in Los Angeles und ihre Kolleginnen analysierten Daten von 4.538 eher europäischstämmigen bzw. eher afroamerikanischen Frauen mit Brustkrebs. Die Patientinnen im Alter von 35 bis 64 Jahren hatten im Rahmen einer großen Gesundheitsstudie Auskunft über ihre Lebensgewohnheiten gegeben. Die Vergleichsgruppe bestand aus 4.649 nicht erkrankten Frauen und entsprach in puncto Alters- und Ethnienverteilung der Patientinnengruppe.

Besonders interessierten sich die Medizinerinnen dafür, ob und wie intensiv die Frauen seit ihrem zehnten Geburtstag Sport getrieben hatten. Aus dem Vergleich zwischen Patientinnen- und Kontrollgruppe schließen sie, dass Frauen, die im Jahresmittel pro Woche mindestens 1,3 Stunden trainiert hatten, ein gut 20 Prozent niedrigeres Erkrankungsrisiko aufwiesen als solche, die inaktiv gewesen waren. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen sei, dass Sport die Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron senke, so Bernstein. Diese Hormone regten wiederum die Zellen der Brustdrüse zur Teilung an.

Wie schon bei einer früheren Studie fanden die Medizinerin und ihre Kolleginnen, dass der günstige Effekt des Sports scheinbar nicht zum Tragen kommt, wenn eine familiäre Vorbelastung besteht. Dies könne jedoch nicht als Argument dienen, keinen Sport zu treiben, betont Bernstein.